2023

25. März – 11. Nov. 2023

“My Wilderness Residency” am Schwabinger Bach

Eine Realisierung im Prozeß in der Ausstellung “REFLEX”
3 Künstlerinnen – 3 Positionen – Magda Bittner-Simmet, Nina Annabelle Märkl, Anja Uhlig

Besondere Veranstaltungen
Mi., 26. Juli 2023 – Künstlerinnengespräch – 3 Positionen
Do., 24. August 2023 – “Reise an den Schwabinger Bach” – von Anja Uhlig
Mi. 08. Nov. 2023 – “Nacht am Schwabinger Bach” – nicht-öffentliche Situation, die erst zur Finissage am 11. Nov. öffentlich wird.

Ateliermuseum der Magda-Bittner-Simmet-Stiftung
Schwedenstraße 54, München
www.mbs-stiftung.de

2023

25. März – 11. Nov. 2023

Ateliermuseum der Magda-Bittner-Simmet-Stiftung
Schwedenstraße 54, München
www.mbs-stiftung.de

“My Wilderness Residency”
am Schwabinger Bach

Eine Realisierung im Prozeß in der Ausstellung “REFLEX”
3 Künstlerinnen – 3 Positionen – Magda Bittner-Simmet, Nina Annabelle Märkl, Anja Uhlig

Besondere Veranstaltungen
Mi., 26. Juli 2023 – Künstlerinnengespräch – 3 Positionen
Do., 24. August 2023 – “Reise an den Schwabinger Bach” – von Anja Uhlig
Mi. 08. Nov. 2023 – “Nacht am Schwabinger Bach” – nicht-öffentliche Situation, die erst zur Finissage am 11. Nov. öffentlich wird.

“My Wilderness Residency”
am Schwabinger Bach

Ich merke, ich fühle mich hier „von Außen kommend“ – und auf einmal ist klar:
Ich werde mich auch dem Garten von Außen annähern –
über den Bach, nicht durchs Gartentor.

Pragmatische Info zur “Wilderness Residency” und dem Brennesselprotokoll in der Ausstellung REFLEX:

Mit ihrer Arbeit sucht Anja Uhlig nach Formen, der Realität so nahe zu kommen, daß diese selber ihre Arbeit beeinflussen kann. Sie beobachtet, wie ihr die Realität auf mehreren Ebenen begegnet, sammelt Fotos, Objekte, Fundstücke, innere und äußere Bilder. Seit einiger Zeit strukturiert sie diese – zum Teil öffentlich, zum Teil zur Internen Recherche – im “BrennesselProtokoll”, seit 2023 online erreichbar unter www.brennesselprotokoll.de.

Eine der Formen, einem Ort und seiner Realität möglichst nahe zu kommen, ist dabei die Idee des „Draußen Schlafens“, der “Wildnerness Residency”. Und ein Gespräch über die Frage, ob man dort im Garten des Ateliermuseums der Magda-Bittner-Simmet-Stiftung „Draußen“ schlafen kann, führt im Herbst 2022 auch zur Einladung, als dritte Position bei der Ausstellung REFLEX teilzunehmen, mit der das Ateliermuseum im Jahr 2023 Arbeiten von Nina Annabelle Märkl und Magda Bittner-Simmet zeigen möchte.

“My Wilderness Residency” ist im Jahr 2023 gefördert vom Verein zur Förderung von Unmittelbarem Theater e.V. . Die Vorbereitungen für das “BrennesselProtokoll” wurden 2021 gefördert durch ein Arbeitsstipendium der LH München.

Eine Annäherung von Aussen
08. November 2022

Herbst 2022. Da ist also die Idee, im Garten des Ateliermuseums der Magda-Bittner-Stiftung am Schwabinger Bach endlich eine echte Wilderness Residency mit wirklich „Draußen-Schlafen“ zu realisieren. Und im Ausstellungsraum, oben im 2. Stock, darf ich zum ersten Mal das “BrennesselProtokoll” zeigen. Mehr weiß ich noch nicht – so nähere ich mich dem Ort.

Ein Nachmittag, 08. November 2022. Durch das Gartentor an der Schwedenstraße gehe ich in den Garten, der direkt an den Schwabinger Bach grenzt. Ich schau mich um. Ich sehe aufgeschichtetes Holz – und einen Laubhaufen („super Bett“ , denke ich). Den Bach. Die dunkelgrünen Eiben. Es ist feucht. Ich setze mich ans Ufer, in die Ecke, vorne rechts. Da sind weiße Gartenmöbel aus Metall. Ich schau auf den Bach, laß mir Zeit. Es dämmert schon, November halt. Auf dem weißen, geschnörkelten Gartenstuhl sitzt eine Frau. Ganz grau ist sie, wie aus grauem Nebel. Auch sie schaut auf den Bach. Mir ist ein bißchen gruselig. Wenn sie da sitzt trau ich mich nicht, hier Draußen zu schlafen. …

Ich schließe die Augen und geh innerlich näher ran. Sie hat eine weiße Haut und dunkle aufgesteckte Haare. Und rot geschminkte Lippen. Sie sieht aus, wie die „Dame“, die am 21. Juni 2022 plötzlich auf dem Herd meiner Küche auftauchte, aus übergekochtem Kaffee, und die sich seitdem dort immer weiter verändert. Ich nehme das Foto der „Dame“ ins BrennesselProtokoll auf.


Und ich recherchiere über Magda Bittner-Simmet. Es ist ja ihr Garten. „Die Malerfürstin am Schwabinger Bach“. Wie fühle ich mich gegenüber der „Fürstin“? Ich hab in meiner Arbeit mit Stöcken zu tun, mit Steinen, gefundenem „Zeug“, mit einem ehemaligen Herrenpissoir – und nun wohl auch mit übergekochtem Kaffee. Oft habe ich nasse Schuhe, Schlammspuren an der Kleidung, Erde an den Händen. Wäre es der Frau, die sich als „Malerfürstin“ inszenierte und so auch diesen Ort hier aufgebaut hat, überhaupt recht, wenn ich in ihrem Garten „Draußen“ schlafe?

Ich merke, ich fühle mich „von Außen kommend“.
Und auf einmal ist mir klar: ich werde mich auch dem Garten von Außen annähern – nicht durchs Gartentor.

So beginnt mein Beitrag zur Ausstellung REFLEX im Ausstellungsraum, oben im 2. Stock, erstmal mit einem Beobachtungsposten, einem Ort an der Schnittstelle vom Ausstellungsraum zum Garten. Dort sind die Besucher* eingeladen, auf der einen Seite in den Garten zu schauen – und auf der anderen Seite ins online sich entwickelnde BrennesselProtokoll. Hier sind sie eingeladen, die Füße in den Laubhaufen zu stecken, der mir wohl vorerst nicht als Bett dienen wird. Und vielleicht werden sie vor ihrem inneren oder äußeren Auge zu beobachten können, wie ich von Aussen, von der anderen Seite des Schwabinger Bachs, auf diesen Ort hier schaue, geschützt in einer Höhle aus Eiben? Vielleicht werden sie beobachten, wie ich überlege und versuche, ein Floß zu bauen, um über den Bach in den Garten zu kommen?

Was genau im Ausstellungszeitraum vom 25. März bis 11. November 2023 entsteht, ist noch offen: Wem werde ich begegnen? Schaffe ich es überhaupt über den Bach? Was kommt ins BrennesselProtokoll – und was in den Ausstellungsraum? Werde ich doch noch dort Draußen schlafen? Welche Verbindungen, welche Strukturen werden sich möglicherweise zeigen?

Update 1:
-> zum Künstlergespräch am 26. Juli 2023

Und jetzt?
Einerseits habe ich mich erstmal noch weiter vom Bachufer entfernt und die Struktur des weiteren Umkreises dieses Ortes kennengelernt. Zum Beispiel, den „Äußeren Ring“, an dem auch 3 kleine Eiben wachsen, so wie hier in meinem Beobachtungsposten. Und die ich begonnen habe zu portraitieren. Andererseits versuche ich zu erfahren, wer hier wohl „zuständig“ ist – also ich versuche, das Wesen“ des Ortes kennenlernen, sowohl oben im Ausstellungsraum als auch unten im Garten.

Take Portraits! – “Die 3 kleinen Eiben am Äußeren Ring” – Dritter Besuch – BrennesselProtokoll

Update 2
-> Einladung zur Reise an den Schwabinger Bach
am 24. August 2023

Noch immer bin ich auf der anderen Seite des Schwabinger Bachs.

Ich versuche, ein Floß zu bauen, um trockenen Fußes über den Bach überzusetzen. Ha – das hatte ich mir so einfach vorgestellt! Daß meine tolle Idee mit der Holz-Palette und den leeren Kanistern dort – an und mit dem Ort- keinen Sinn macht, fiel mir erst auf, als ich näher ranging. Aber wie dann?
Man könne doch auch einfach ein Schlauchboot nehmen oder eine Brücke bauen, wurde mir schon gesagt. Warum unbedingt ein Floß? Neben praktischen Gründen, die hier z.B. gegen eine Brücke sprechen, kann ich nur sagen: keine Ahnung – das Bild ist halt seit Beginn ein Floß. Und so versuche ich rauszukriegen, wie das hier gehen kann ….

Der Teppich – BrenneselProtokoll

Dabei treffe ich auf Helfer, Objekte, Situationen, mit denen ich vorher nie gerechnet hätte. Sie begegnen mir in meinem „Alltag“, direkt am Ort oder auf dem Weg dorthin – und manchmal in mir selber: ich lerne die Eiben kennen (ein bißchen) und die Qualitäten von Goldstaub, ich finde den möglichen „Inhalt“ zu einer Form, die mir schon vor einiger Zeit zugefallen war – und sogar der Teppich der Magda Bittner, den mir meine Gastgeberin Christiane von Nordenskjöld ausgeliehen hat, damit der Stuhl im Beobachtungsposten den Parkett-Boden nicht zerkratzt (und der mit seiner Breite millimeter-genau in den Beobachtungsposten hineinpaßt) nimmt nochmal Einfluß auf die Arbeit.
So entsteht ein kleines Netz aus Begebenheiten, Formen, Orten, Bildern – sowas wie eine Landkarte, an der entlang ich mich auf den Garten zubewege – und dabei auch den Themen, die dieser Ort und seine Geschichte mit sich bringen, neu begegne.

Am Donnerstag, den 24. August ’23 lade ich ein, mit mir auf die Reise zum Schwabinger Bach zu begeben. Start ist um 17:00 Uhr an der Bushaltestelle “Chinesischer Turm”.

Form (01.01.2022) – Xaver unfolded (2023)BrenneselProtokoll

Update 3
-> Vorbereitung zur Übernachtung am Schwabinger Bach
am 08. November 2023

Die Wildnis Residency am Schwabinger Bach – bei unserer Reise am 24. August sind wir endlich über den Bach gekommen. Beginnend am Ort der drei kleinen Eiben am Äußeren Ring, haben wir uns in mehreren Stationen auf den Garten der Magda Bittner-Simmet zubewegt – und auch ein bißchen das angeschaut, was mir die Annäherung an sie und ihren Ort so schwer macht. Wir haben Gehilfen getroffen, wie Xaver, den Goldenen Drachen. Wir haben die Schutzwirkung von Goldstaub ausprobiert – und nach dem Muster vom geliehenen Teppich der Magda Bittner-Simmet ein Floß gebaut. Wir haben den Schnaps der Eiben getrunken, unseren Wegzoll bezahlt und sind über den Bach übergesetzt.

Als wir am anderen Ufer ankommen, zieht einer der Teilnehmer eine Tasche aus dem Bach. Eine gestreifte Stofftasche, mit schwerem Inhalt. Ich selber geleite noch die Reisegefährten über den Bach. Als ich fertig bin, schauen wir kurz die Objekte an, die er aus der Tasche geholt hat: einen schmalen hohen Glaskrug mit einem Zinndeckel und eine runde Wanduhr mit Metallrahmen, deren Glas ungefähr in der Mitte in einer glatten Linie durchgebrochen ist. Antiquitäten? Und dann war da noch was in der Tasche, „was mit Klebeband zugeklebtes, es riecht – ein totes Tier vielleicht?“.

Ein paar Tage später kehre ich zurück, zu „meiner“ Seite des Bachs. Irgendwie erwarte ich, die drei Gegenstände noch drüben am Ufer zu sehen – aber sie sind fort. Ich nehme den Zufallsfund ins BrennesselProtokoll auf. Und irgendwie ist er mir auch unheimlich. “Was war in dem zugeklebten Päckchen?

Einige Male überquere ich den Bach. Aber ich finde im Garten nicht meinen Platz zum „Draußen Schlafen“. Ich bleibe dran und versuche zu lernen, wie ich besser mit den Eiben kommunizieren kann, zwischen denen ich nun schon fast sechs Monate regelmäßig am Ufer sitze: im Inneren einer mehrere Hundert Jahre alten hohlen Eibe sehe und rieche ich ihr rotes Holz, spüre ihre Kälte – und ihre Wärme. Kurz danach weiß ich: ich werde nicht im Garten “Draußen Schlafen”, sondern im Außenbereich meines Beobachtungspostens, oben auf der Terrasse. Ob mir das die Eibe gesagt hat ? – Keine Ahnung.

Bei meinem nächsten Besuch in der Ausstellung, sehe ich, daß eine der beiden kleinen Eiben bei meinem Beobachtungsposten nicht fit ist. Ihre Nadeln sind hellgrün, fast gelblich. Ich nehme sie mit, gebe ihr frische Erde und einen ruhigen Standort. Vorerst muß ihr Platz in der Ausstellung leer bleiben.

Ich bereite mein “Draußen Schlafen” beim Beobachtungsposten vor. Termin ist der 8. November – genau ein Jahr nachdem ich zum ersten Mal den Garten betreten habe. Als Material für einen Schlafplatz steht mir aktuell zur Verfügung: das Floß mit dem Muster von Magda Bittners Teppich und noch zwei Säcke getrocknetes Laub aus dem Garten (vom letzten Jahr).
Seitens des Ateliermuseums ist keine Veranstaltung mehr geplant – der Termin wird nicht öffentlich sein. Ich werde aufnehmen, wie ich dort “Draußen schlafe” – und wie gleichzeitig die Eiben am anderen Ufer auf den Garten schauen. Und mit etwas Glück werden die Aufnahmen Finissage der Ausstellung REFLEX am 11. November im Beobachtungsposten sichtbar sein.

Und der leere Platz der kleinen Eibe?
Beim Aufbau im März hatte ich nicht nur drei weibliche Eiben gekauft, sondern auch eine kleine männliche Eibe – ein Spontankauf. Damals fand der Baum keinen Platz in der 3-Frauen-Ausstellung und zog auf meinen Balkon. Ich werde den Eibenbaum fragen, ob er bereit wäre, mich am 8. November zu begleiten und danach die kleine Eibe zur Finissage zu vertreten.

Bilder “Reise”: Stefan Hagen (oben 1 + 2, Mitte), Christiane v. Nordenskjöld (oben 3, unten)

-> Finissage
Erste Präsentation der “Nacht am Schwabinger Bach”
im BrennesselProtokoll
11. November 2023

>> www.brennesselprotokoll.de <<

“My Wilderness Residency” ist im Jahr 2023 gefördert vom Verein zur Förderung von Unmittelbarem Theater e.V. Die Vorbereitungen für das BrennesselProtokoll wurden 2021 gefördert durch ein Arbeitsstipendium der LH München.


Beteiligte Arbeiten

Presse

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