BrennesselProtokoll
www.BrennesselProtokoll.de
seit 2021 – öffentlich seit 2023

So beginnt mein Dialog mit „M.“
Eigentlich war ich eh schon allein unterwegs.
Ich wollte herausbekommen, wie ich näher rankomme. An was? Hm. An die Realität?
So nah, daß sie eventuell selber meine Arbeit beeinflussen – oder sogar ein Dialog entstehen – kann?
Und ich hab keine Ahnung, wie das geht.
In meiner ersten „Wildnis Residency“ im Streitfeld Projektraum („Fürs erste Mal draußen schlafen ist Indoor gar nicht so schlecht“) – da merke ich das gleich: Ich sitz da am Ort und es passiert … nichts. Kein Baum, kein Stein, kein Käfer – niemand spricht zu mir. Alles was ich tue, erscheint mir nur konstruiert.
Aber dann, am 3. November, weist mich „M.“ zurecht.
Und seitdem gibt sie mir Wegweiser für meine Reise durch die Nacht.
„M.“ ist ein weises Tier.
Sie möchte nur im Tarnkleid (Vogel) gezeigt werden.
Ich fand das erstmal albern.
Ich stelle jedoch fest: sie ist sehr konsequent.
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Mit ihrer Arbeit versucht Anja Uhlig, der Realität so nahe zu kommen, daß diese selber ihre Arbeit beeinflußt. Also sie versucht, ein Setting zu finden, in dem das, was entsteht, möglichst wenig von ihr beeinflußt wird und dabei dennoch nicht beliebig ist. Seit 2021 stellt sie sich dabei einfache Aufgaben, die dann zu einem Bild, einem Zeichen, einer Spur führen können. Die entstehenden Bilder / Beobachtungen strukturiert sie für sich im „BrennesselProtokoll“ – teils zur Internen Recherche, teils öffentlich. Herausforderung ist dabei, Entscheidungskriterien zu finden für die Frage, was als “Material” relevant sein soll – und damit auch öffentlich wird.
Dieser Frage nach der Relevanz nähert sich Anja Uhlig an, indem sie einerseits einfachen Anweisungen folgt und das Ergebnis – unabhängig davon ob es ihrer Hoffnung oder Erwartung entspricht – “relevant” ist. Mögliche Verbindungskriterien sind dabei vor allem einfache Fakten wie wie Monat, Tag, Uhrzeit … .
Die Auswahl der Beobachtungen ist dabei normalerweise streng und folgt den Regeln der gestellten Aufgaben. Ob es „erlaubt“ ist, auch weitere Beobachtungen ins Protokoll aufzunehmen, die sich aus den Begebenheiten der aktuellen Projekt-Arbeit ergeben (z.B. 2023 während der „Wilderness Residency am Schwabinger Bach“), wird aktuell jedes Mal neu verhandelt und hinterfragt und der Prozess ist bis jetzt nicht abgeschlossen.

Die Webseite “BrennesselProtokoll” wurde 2022 als Prototyp aufgesetzt, gefördert durch ein Arbeitsstipendium der LH München.
Seit dem 25. März 2023 ist sie öffentlich und wurde im Rahmen der Ausstellung REFLEX in der Magda-Bittner-Simmet Stiftung. Dort erarbeitete Anja Uhlig während des Ausstellungszeitraums (März – November 2023) ihren Beitrag “My Wilderness Residency am Schwabinger Bach” als eine prozessuale Annäherung an den Ort. Und das Protokoll wurde zum erste Mal öffentlich zugänglich in einem Beobachtungsposten im Ausstellungsraum, direkt an der Schnittstelle nach Draußen.
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